„Ein Fluss, viele Ansprüche“
– Umsetzung des EU-Projekts Living Lahn in Mittelhessen.

Marlene Höfer, Elisabeth Kister

Regierungspräsidium Gießen, Dez. 53.2

Maßnahmen für Äsche und Nase –

Vorstellung des Teilprojektes aus dem EU-Life-Projekt „Living Lahn“

28.05.2024

Die Lahn entspringt am Ederkopf im Rothaargebirge , sie ist 246 km lang und
fließt durch drei Bundesländer
– NRW, Hessen und RLP. In Lahnstein mündet sie in den Rhein.
Ab Lollar bis Dutenhofen „Binnenwasserstraße des Bundes“ (Fluss km – 11,075)

Bundeswasserstraße ab Wetzlar-Dutenhofen (Flusskilometer 0)
Sie ist weitgehend staugeregelt. Sie ist eine kleine Bundeswasserstraße.

40 Wasserkraftanlagen in der gesamten Lahn
22 Schleusen in der Bundeswasserstraße
Sie hat eine Fließgeschwindigkeit von 50 –60 ccm/sec.
Einer der beliebtesten Kanu-Wanderflüsse Deutschlands (160 km paddelbar)

Kanuanlegestellen ab Weimar-Roth (über 40 Anlegestellen)
Motorbetriebene Schifffahrt auf der unteren Lahn.

 

 

Maßnahmen

Über 40 Einzelmaßnahmen während des Projektzeitraums
Durchführung erfolgt in Verantwortung durch die einzelnen Projektpartner

– Entwicklungskonzept für die Bundeswasserstraße Lahn (A1)
– Strukturmaßnahmen im Gewässer, Ufer und Auenbereich
– Artenschutzmaßnahmen, Biodiversität
– Tourismus und Infrastrukturmaßnahmen
– Sedimentmanagement
– Hochwasserschutz
– Öffentlichkeitsarbeit

 

Elisabeth Kister

Ziele =>  

  Ökologische Aufwertung der gesamten Lahn (WRRL)




Nachhaltiges Entewicklungskonzept für die Bundeswasserstraße.Lahn


Säule 1: Lahnkonzept (Action A1)
verantwortlicher PP: WSA Mosel-Saar-Lahn


Integriertes und gemeinsam
getragenes Entwicklungskonzept für die Zukunft der Bundeswasserstraße Lahn

Vorbildcharakter für die Entwicklung von weiteren 2800 km
Bundeswasserstraße


 Lahndeklaration als
gemeinsame politische Willenserklärung
der Länder und des Bundes.


Bundeswasserstraße vom Badenburger
Wehr (Lahn-km-11)        bis


Lahnstein (Lahn-km-136)

 


Säule 2: Maßnahmen durch
einzelne PP Maßnahmen (Actions) des RP Gießen



Strukturmaßnahmen im Gewässer,
Ufer- und Auenbereich im hessischen Teil der Lahn



Erprobung von Maßnahmen zur
Ausbreitungsprävention für invasive Pflanzenarten (Erhalt der Biodiversität)



Bewusstseinsbildung und
Öffentlichkeitsarbeit



Artenschutzmaßnahmen insb. für Aal,
Äsche und Nase.

 

Ebenso Unterschiedliche Gewässerstrukturen für Fische
Gestaltung des Ufer- und Auenbereich und Anlagen von Flachwasserzonen für
bedrohte Arten.


Strukturmaßnahmen im Bereich des Natura 2000-Gebietes:
C.14 Lahnaue Atzbach

C.14; Reaktivierung von Auen und Auenwäldern einschließlich Strukturmaßnahmen

zwischen Atzbach und Heuchelheim

Ziel: Temporäre Vernässung des Gebietes zur Verbesserung der Habitate für
Brut- und Rastvögel.

Gemäß Vogelschutzrichtlinie:
16 Brutvogelarten
48 Zug- und Rastvogelarten.

Maßnahme auch im Sinne der WRRL.

Öffentlichkeitsarbeit:
E.10 – Riverwatcher und Touchkiosk am Lahnfenster
E.11 – Informationsplattform Gießen-West

 

Am Lahnfenster in Gießen wurde im Fischaufstieg eine digitale Fischreuse
ein sogenannter „River-Watcher“, der vorbeischwimmende Fische scannt
und mit einer Kamera aufnimmt, installiert.
Diese Aufnahmen können sie nun online beobachten.

Gewässerqualität steuert Besiedlung

Qualitätskomponenten nach WRRL: Makrozoobenthos und Fisch

Nasen wirken auf die Gewässerqualität.

Dr. Carola Winkelmann

Die ökologische Wechselwirkung – Umwelt -> Tiere und umgekehrt.

Die Nase ist ein bodennaher Schwarmfisch.
Sie schabt die Nahrung mit ihrem scharfkantigen Maul von Steinen des
Untergrundes ab
Die Nase wird so als Grazer bezeichnet (grazing = weiden)

Auf den Bildern kann man gut die Fraßspuren erkennen.

Wir haben eindeutig einen zu hohen Phosphor-Anteil.

Durch zu hohen Nährstoffeintrag kommt es zur Algen-Massenbildung.

 

 

Der O2-Sättigungswert beträgt bei 0 °C 14 mg/l und sinkt im Sommer auf 4 mg/l.
Bei einem PH-Wert von 10 wird Ammonium zum toxischen Ammoniak

 

Fische benötigen unterschiedliche Lebensräume in unterschiedlichen
Lebensphasen.
Nur abwechslungsreiche Gewässer bieten den Nasen alle Lebensräume.

 

Renaturierung der Nister.
Einbringung von Kiesbanken und Holz
Der Querschnitt des Gewässers wurde reduziert, was zu einer höheren
Strömungsgeschwindigkeit führt.
Variabilität ist am Besten für die Nase.
MAn kann nicht alle Habitatsansprüche erfüllen.

Ein großes Projekt.
Für den Schutz bedrohter Arten und die Integration von Habitatentwicklung und
Nachzuchtprogrammen
hat die ARGE Nister zum Tag des Wassers den Gewässerentwicklungspreis 2023
der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall erhalten.

 

Durch Nasen und Döbel wird der Sauerstoffgehalt im Gewässer besser.

Höhere Bestände von Cypriniden verbessern die Habitatsqualität.

Aufbau dichter Nasenbestände -> Biomanipulation.

Alles ist gut, was das Algenwachstum unterbricht, auch Barben.

 

Auswirkungen von genehmigungsfreien strukturverbessernden Maßnahmen auf
die
Bestände von Äsche und Nase in der Oberen Lahn

Roman Fricke – Projektleiter∙Diplom-Biologe – Bürogemeinschaft für fisch- und
gewässerökologische Studien Marburg.

Äsche und Nase müssen geschützt werden.

 

Biologie der Äsche

Hier sehen wir die Habitate, die die Äsche benötigt

in den verschiedenen Lebenszyklen.

 

Sie braucht viel Strömung – 17° Wassertemperatur – wobei man die nicht als
durchgängig betrachten muss
– sie erträgt auch kurz mal höhere Temperaturen. Das Problem ist oft, dass sie
oft keinen Zugang
in Bäche und Nebenflüsse hat.
Biologie der Nase

 

 

Die Nase braucht nicht so kühle Temperaturen und lebt auch in einer
moderaten Wasserqualität, allerdings braucht
sie einen Abschnitt von 5 km Fließgewässer.

 

An Grundstücke im Uferbereich kommt man leider oft nicht dran,
sodass man für Maßnahmen Bereiche des Flusses nutzen muss.

 

Es werden längere Fließstrecken benötigt. Die Zugänge zu den Zuflüssen müssen
frei sein und die Stauhaltungen
müssen weg.

 

 

Der Kormoran ist nicht an allem Schuld – aber er trägt dazu bei – vor allem
hat er gelernt,
dass man für ihn mit den Staustufen ein Buffet errichtet hat.

 

 

Zusammenfassung Belastungen

– physikalisch-chemische Parameter
– Wassertemperatur
– pH-Wert/Ammoniak

– Mangelnde lineare Durchgängigkeit
–  V.a. Wasserkraft (Stauhaltungen, Ausleitungsstrecken)
-> verstärkt andere Belastungen

– Regional unterschiedlicher Fraßdruck durch den Kormoran

– (In Teilen des UG massiven Bachforellenbesatz)

– Gewässerausbau (Einbettgerinne, Trapezprofile, Strukturarmut)

-> was kann man bei diesen Rahmenbedingungen mit strukturverbessernden
Maßnahmen
erreichen?

EU-Lifeprojekt zur Stützung von Äsche und Nase

Untersuchungsprogramm:

1. Bestandsaufnahme Laichtiere
2. Substratqualität Laichplatz (Sedimentprobenanalyse- Feinsedimente)
3. Habitatqualität Kieslückensystem Laichplatz (Aufnahme physikalisch-chemische
Parameter mittels Intersitialsonden zu vier Terminen während
Entwicklung der
Äsche im Kieslückensystem.)
4. Wassertemperaturmessungen mittels Datenlogger Oberflächenwasser
5. Aufnahme Aufschwimmende Äschenlarven unterhalb Laichplatz
6. Aufnahme Ersthabitate für Äschenlarven unterhalb Laichplatz
7. Bestandsaufnahme Äschen und Nasen im Sommer
8. Bestandsaufnahme Äschen und Nasen im Spätsommer
9. Aufnahme Habitate juveniler Äschen im Spätsommer.
10. Besatz von 0+ Nasen und 0+ Äschen im Herbst.
11. In den letzten drei Projektjahren Aufnahme Prädationdruck des Kormorans auf

Fische durch Kormoranzählung von Anwohnern an der
Lahn von Januar bis April
( Citizen Science Projekt federführend vom RP
Gießen)
12. Strukturverbessernde Maßnahmen in zwei Projektjahren (2028 und 2020).

 

Dr. Dirk Hübner – Geschäftsleitung und Projektleitung – Bürogemeinschaft für
fisch- und gewässerökologische Studien Marburg.

An den 14 Stellen, die bearbeitet wurden muss man dann aber auch begleitende
Flächen freilegen.
Das Kiesbett darf nicht durch zu viel Feinsedimente und Algen verstopfen,

denn dann findet kein Wasseraustausch mit dem Oberflächenwasser – zu wenig
Sauerstoff.
Das heißt man muss immer wieder daran arbeiten – das regelt sich nicht nach
einer Maßnahem von selbst.
Winterquartiere sind sehr wichtig – hier wurden dünne Hölzer zusammengebunden
und dann mit Steinen verankert.
So kann man auch wieder neues Holz befestigen, wenn das alte verrottet ist.
Rinnen müssen geöffnet werden.
Ebenso müssen Lenkbuhne eingebaut werden.
Mehrbettgerinne.
Man muss in anderen Dimensionen denken – sas in 2 Generationen gemacht wurde,
geht nicht schnell wieder vorbei.
Ein Baum hält 1-2 Jahre – nach einem Hochwasser ist er auch weg. Da muss man
nacharbeiten.
Die Steine stehen, sie müssen allerdings mit großem Gerät eingebracht werden.
Das verändert dann schon den Verlauf.
Nur, wenn der Fluss aus der Gradlinigkeit herauskommt ist die Maßnahme
nachhaltig.

 

 

 

Sterzhausen:
– Vollständiger Rückbau der Uferbefestigung
– Abflachen der Ufer
– Aufweiten des Hauptverlaufes, Anlegen von Nebengerinnen beidseitig:
Einbau von Störsteinen und Totholz zur Entfesselung der Lahn.
– Einbau von Deckungsstrukturen.
– Anlage eines Altarmes und tiefen Rinnen mit Deckungsstrukturen.

Monitoring zu den Maßnahmen.

 

 

 

 

 

Webseite
Bürogemeinschaft für fisch-und gewässerökologische Studien Marburg

Die Maßnahmen waren gut, aber man kann nicht auf einer kurzen Strecke
genügend für die Renaturierung tun –
ebenso ist es nicht möglich, das, was seit den 60er Jahren falsch gemacht wurde
in kürzester Zeit wieder zu
renaturieren. Des weiteren muss man dran bleiben – die Maßnahme wirkt eine
gewisse Zeit, dann muss man
nachbessern und wieder