Große und kleine Wasserkraftanlagen:
Laut Bundesregierung gibt es in Deutschland 7.700 Wasserkraftanlagen. 350 davon erzeugen ca. 90% des Stromes aus Wasserkraft, was bedeutet, dass die restlichen 7350 Anlagen lediglich 5% des Wasserkraftstroms erzeugen. Alle Anlagen, ganz besonders die kleinen, sind besonders fischunfreundlich mit unglaublich hohen Schädigungs- und Tötungsraten. Eigentlich könnte man die 7350 Kleinanlagen sofort stilllegen und die Fließgewässer renaturieren ohne spürbare Folgen bei der Energieerzeugung! Wenige Windkraftanlagen würden diesen für Fische tödlichen Strom aus Kleinwasserkraftanlagen leicht kompensieren!
(vgl. hierzu die Kleine Anfrage: Drucksache 16/12504 der MdB Happach-Kasan u.a. http://www.happach-kasan.de/?seite=news&katid=4&newsid=1256 )
Schwallbetrieb:
Sehr viele Wasserkraftbetreiber fahren – trotz Verbot – mit ihren Anlagen Schwallbetrieb. Beim Aufstauen fallen jedes Mal unterhalb der WKA – z.B. an der Lahn – auf etliche Kilometer viele Hektar Flachwasserzonen trocken, wobei massenhaft Fischbrut und Invertebraten qualvoll und unbemerkt von der Öffentlichkeit ersticken! Das ist verantwortungslos – NICHT öko!
Weitere Irrtümer bzw. Falschaussagen der Wasserkraft- und Ökostromlobby:
Die Ökostromlieferanten geben an, wenn man Ihnen die schädliche Wirkung ihrer Wasserkraftanlagen auf die aquatischen Lebensräume und Lebensgemeinschaften vorhält, dass sie den Wasserkraftstrom aus Norwegen oder aus Österreich (z.B. Donaukraftwerk Wien-Freudenau) beziehen würden. „Die norwegischen Wasserkraftwerke beispielsweise würden sehr strengen Umweltauflagen unterliegen, die in der dortigen Gesetzgebung „Water Ressource Akt“ geregelt seien. Sieht man sich jedoch selbst die neuesten Wasserkraftwerke in Norwegen an (z.B. Øvre Otta, Breidalsvatnet, Heggebottvatnet oder Skjåk) an, so stellt man fest, dass diese keinesfalls ökologischen Anforderungen entsprechen. Weder funktionierende oder meistens überhaupt keine Fischaufstiegsanlagen sind installiert, ganz zu schweigen von irgendwelchen Fischabstiegsanlagen oder ausreichenden Mindestwasserregelungen.
Das immer wieder angeführte Donaukraftwerk Freudenau (Wien/Österreich) wird mittlerweile von allen Ökostromlieferanten als Bezugsquelle genannt. Es produziert etwa 1000 GWh pro Jahr. Da alle Ökostromanbieter dieses Kraftwerk nennen, ist zu fragen, wer die verkaufte Strommenge überwacht? Darüber hinaus haben Flusskraftwerke ca. 120 Vollwassertage an denen die maximale Leistung erbracht wird – Berechnungen dieser Art sind daher durchaus in Frage zu stellen.
Die Naturfreundlichkeit des Kraftwerks Freudenau lässt nach den vorliegenden Unterlagen sehr zu wünschen übrig! Der Fischaufstieg funktioniert nur selektiv und ist nicht zufriedenstellend. Zum Bei- spiel wirkt der Fischaufstieg auf die Nase lt. Gutachten als „Migrationsbremse“; d.h. der Fischpass wird von dieser häufigen Art der Donau nicht durchwandert. Auch die häufig vorhandene Barbe zeigt die mangelnde Funktionsfähigkeit der Fischaufstiegsanlage, da pro Jahr lediglich 200 bis max. 1000 Ex- emplare den Fischpass benutzt haben. Ebenso schlecht sieht es bei anderen Fischarten auch aus.
Für den Fischabstieg wurde nichts getan: Im Turbineneinzug wurde angeblich eine elektrische Fisch- scheuchanlage eingebaut. Allerdings sind nur Elektroden (lt. ÖKF lediglich Attrappen) sichtbar. Die lichte Weite des Rechens beträgt 173 Millimeter (!) und bietet somit keinen Schutz für abwandernde Fische, d.h. in den Turbinen werden massenhaft Fische verletzt und getötet.
Von Ökostrom keine Spur – auch nicht aus deutschen Wasserkraftanlagen!
Fazit:
Wie an den beiden angeführten Beispielen ersichtlich, die stellvertretend für alle anderen Wasserkraftanlagen stehen, wird hier lediglich weitgehend CO2-freier Strom erzeugt, doch nicht ökologischer Strom! Ebenso ist Strom aus Pumpspeicherkraftwerken kein Ökostrom, da er mit Über- kapazitäten überwiegend aus Atom- und Kohlekraftwerken in den Speicher gepumpt wurde.
In der kurzen Abhandlung sind nicht alle Facetten der Unwahrheiten und Irrtümer über Ökostrom aus Wasserkraft aufzeigbar. Politiker aller Couleur unterliegen leider oftmals Irrglauben, wir könnten die Wasserkraft weiter ausbauen, weil Fischaufstiegs- und Fischabstiegsanlagen die negativen Folgen auf unsere Fließgewässer kompensieren würden.
Dies ist aus vorgenannten Gründen nicht zutreffend. Deshalb muss über die Wasserkraft insgesamt im Sinne des vorliegenden Papiers neu nachgedacht werden und eine neue Bewertung erfolgen. Kleine, ineffektive Anlagen sollten stillgelegt werden. Den Gewässern muss ihre natürliche, vielgestaltige Form mit durchgängig fließender Welle zurückgegeben werden. Unsere Fließgewässer sind die „Lebensadern unserer Landschaft“, deshalb dürfen sie nicht für eine nicht nennenswerte Stromgewinnung missbraucht werden!