Sterzhausen

Sterzhausen ist der zweitgrößte Ortsteil der Gemeinde Lahntal, die sich
nördlich an die Stadt Marburg anschließt.
Die Lahnauen bei Caldern und Sterzhausen sind sehr schön und zu Recht als
Naturschutzgebiet geschützt.
Hier gibt es sogenannte Furkationen, das sind parallel zur Lahn verlaufende
Bäche,
die zurückgebaut wurden, sodass hier eine Auenlandschaft entstehen kann

 

 

Nase und Äsche sind Fischarten, die an der Oberen Lahn selten sind
und sogar teilweise verschwunden waren.
Dies wirkte sich negativ auf das Ökosystem der Lahn aus.
Seit einigen Jahren werden zwischen Biedenkopf und Marburg zahlreiche
Strukturmaßnahmen
im Gewässer und am Ufer umgesetzt, um die obere Lahn für die heimischen Fische
als Lebensraum aufzuwerten. Jetzt stehen den gefährdeten Arten wieder mehr
Laichplätze,
Jungfischhabitate und Versteckmöglichkeiten zur Verfügung.

 

 

Probleme:

– Keine geeigneten Kiesbänke mit lockerem Kies
– Kiesbett durch zu viel Feinsedimente und Algen verstopft,
kein Wasseraustausch mit dem Oberflächenwasser – zu wenig
Sauerstoff
– Fehlende flache und strömungsberuhigte Bereiche in der Nähe der Laichplätze.
– Zu starke Strömung führt zum Abdriften der Larven und Jungfische.
– Kaum Eigendynamik des Flusses und damit wenig Strukturen (Kiesbänke, Rinnen,
Kolke, Flachwasserbereiche).
– Wenige Sommer- und Winterhabitate und passende Laichplätze
– Fehlende lineare Durchgängigkeit für Fische aufgrund von Wanderhindernissen.
– Zeitweise zu hohe Wassertemperaturen durch aufgestaute Bereiche an Wehren
und nicht ausreichend Beschattung durch Ufervegetation.

Probleme durch Wanderhindernisse und Lösungen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Roman Fricke – Projektleiter∙Diplom-Biologe
– Bürogemeinschaft für fisch- und
gewässerökologische Studien Marburg.

 

Dr. Dirk Hübner – Geschäftsleitung und Projektleitung
– Bürogemeinschaft für
fisch- und gewässerökologische Studien Marburg.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Innerhalb des Untersuchungsabschnittes Sterzhausen wurde 2018 beidseitig auf
beinahe der
gesamten Strecke die Ufersicherung entfernt und die ausgebauten Steine auf der
Sohleverteilt.
Damit sollte der Sohlerosion des stark begradigten Abschnittes entgegengewirkt
werden.
An einer Stelle oberhalb des Untersuchungsabschnittes wurde mit den Steinen aus
der
Befestigung eine Buhne in naturnaher Bauweise gebaut,
um den geradlinigen Verlauf der Lahn durch Seitenerosion aufzuheben.

 

 

 

Die Umsetzungen der strukturverbessernden Maßnahmen hatten nicht nur eine
positive Wirkung
auf die Äschenbestände, sondern durch Mitnahmeeffekte auch auf die gesamte
Fischgemeinschaft.
Nach dem Bewertungssystem der EU-Wasserrahmenrichtlinie für Fische (fiBS) hatte
sich der
ökologische Zustand am Projektende in acht von neun Monitoringstrecken gegenüber

dem Projektbeginn verbessert. Zwei der Monitoringstrecken erreichten durch die

Strukturierungsmaßnahmen sogar einen guten ökologischen Zustand.

 

 

 

 

 

 

 

Kurz oberhalb dieser Buhne wurde eine Nebenrinne von ca. 15 m Länge angelegt,

die als Winterhabitat für Fische dienen sollte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weiterhin wurden2018 mehrere Bäume im Uferbereich gehickt und dadurch sowohl
Unterstände
für Fische als auch gleichzeitig zusätzliche Strömungslenker für eine
Seitenerosion geschaffen.

 

Verhinderung der Fernausbreitung invasiver Arten im Gewässer
Erprobung von Maßnahmen zur Bekämpfung invasiver Pflanzenarten
in den Einzugsgebieten von Perf und Kerkerbach zur Erstellung eines Leitfadens
für Planer und Anwender.
Hier der Riesen-Bärenklau.

 

 

Im Rahmen dieses Projekts konnten große Erfolge erzielt werden.
Erstmals seit den 1960erJahren haben sich wieder Nasen in der Lahn reproduziert,

und der Rückgang des Äschenbestands konnte abgebremst und in eine Erholung
überführt werden.
Nicht zuletzt konnten umfangreiche Erkenntnisse zu den Belastungen für die
Fischpopulationen
in der Oberen Lahn gewonnen werden und Empfehlungen erarbeitet werden,
wie die Auswirkungen dieser Belastungen reduziert werden können.
Diese Belastungen sind weiterhin erheblich, und die verbliebenen (Äsche)
bzw. neuen (Nase) Teilpopulationen der Zielarten sind größtenteils klein und
sehr vulnerabel.
Trotz der erreichten Erfolge sind dringend weitere Maßnahmen für Äsche und Nase

und damit für die gesamte natürliche Fischgemeinschaft notwendig.
Auch die Erreichung der Ziele der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie
muss in den kommenden Jahren gelingen.
Durch dieses Projekt konnte eine breite fachliche Basis gelegt werden, um
zukünftig beherzt
die erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen.